Les Corbeaux
Die Border Band
Copyright an allen Fotos und Texten, soweit nicht anders angegeben, by Herbert Nölke, Peter Teipel, Wolfgang Klimpel

Lokalpolitische Verhältnisse der 60er Jahre haben bewirkt, dass über die Band „Les Corbeaux“ in Zeitungen des Kreises Olpe weniger berichtet wurde als über andere, denn sie wohnten als Bamenohler damals noch im Kreis Meschede, im Grenzland zum Kreis Olpe, und die Zeitungen haben immer fein säuberlich getrennt. Dennoch gehörten die Corbeaux selbstverständlich zu den bekanntesten Bands der Region. Neben „Heimspielen“ in Bamenohl, Finnentrop und Heggen haben sie u.a. auch in Altenhundem, Fredeburg, Listernohl, Anröchte, Sundern, Meschede, Plettenberg (Gymnasium), Kierspe, Laisa und Hagen gespielt.

Les Corbeaux

Gegründet wurden Les Corbeaux 1964 in Bamenohl. Gründungsmitglieder waren Hubertus Biermann (Gitarre und Klarinette), Karl-Heinz Bongen (Gitarre), Martin Hömberg (Klavier), Wolfgang Klimpel (Bass) und Herbert Nölke (Schlagzeug). Wie viele Bands der Zeit kamen sie zusammen, einfach um gemeinsam Musik zu machen. Das musikalische Spektrum war entsprechend weit gefächert, orientierte sich aber im wesentlichen an der Musik, die man damals eher auf der englischsprachigen Sektion von Radio Luxemburg, AFN oder dem Canadian Forces Radiosender in Werl hören konnte, weniger auf deutschen Sendern. Auch die Nordsee-Piratensender wie Radio Caroline waren sehr beliebt. Als Proberaum konnten sie den Saal im Jugendheim nutzen, in dem schließlich auch die ersten Auftritte stattfanden. Musikalisch weiterentwickelt gab es für die Corbeaux schließlich Auftritte als „Vorheizer“ bekannterer Bands. So mancher erinnert sich noch an die Gastspiele mit den „Lords“ und mehrfach mit den „Petards“.

Abitur, Studium und anderes machten immer wieder Veränderungen in der Besetzung nötig. Für Martin Hömberg kam 1967 Paul Brachthäuser (Orgel), Peter „James“ Teipel folgte Karl-Heinz Bongen an der (Rhythmus) Gitarre, Toni Milerski ersetzte Hubertus Biermann an der Lead-Gitarre. Diverse Leute im Umfeld gehörten eigentlich auch fast zur Band.

Les Corbeaux und The Petards
Handzettel zum gemeinsamen Auftritt von "The Petards" und "Les Corbeaux" am 22. Juni 1968, zu dem
rund 800 jugendliche Beat-Fans die Halle füllten.

1968 war der eigentliche Höhepunkt der Band. In diesem Jahr hatten die Corbeaux mit etwa 35 Gastspielen die meisten Auftritte aller Gruppen in der Region. Fast an jedem Wochenende war man „auf Achse“. 1968 gewannen die Raben auch die Vorentscheidung zur deutschen Beat-Meisterschaft (ja, so was gab es damals!) in Finnentrop, an der 10 z.T. überregional bekannte Bands teilnahmen. An der Endausscheidung in der Duisburger Mercatorhalle (s. separaten Pressebericht) nahm dann eine „Bamenohl All Stars Band“ aus Mitgliedern der beiden heimischen Bands teil, denn Abitur und Bundeswehr hatten dafür gesorgt, dass auch Drummer Herbert Nölke nicht mehr dabei sein konnte. Immerhin schafften sie es auf den 4. Platz.

Les Corbeaux

Preisteller für Les Corbeaux
Die Trophäe!

Les Corbeaux
Zeitungsausschnitt vom 5. Mai 1968

Das Ende der Corbeaux war allerdings damit eingeläutet. Kurze Zeit später verließen Wolfgang Klimpel und auch Peter Teipel die Gruppe. In verschiedenen Besetzungen (u.a. mit Martin Knaden, später bei Curly Curve, Wolfgang „Steppenwolf“ von Schledorn und Erich Sprenger??), in denen von den ersten Formationen schließlich niemand mehr dabei war, gab es die Corbeaux noch bis zum Sommer 1970.

Noch mehr Zeitungsausschnitte:

Les Corbeaux   Les Corbeaux

Les Corbeaux Les Corbeaux

Les Corbeaux Les Corbeaux

Erinnerungsfotos:

Les Corbeaux

Les Corbeaux Rhythmus-Gitarrist Peter Teipel mit seiner 12-saitigen"Höfner".
Hinten: Wolfgang Klimpel (Bass)


Les Corbeaux und The Petards
"Les Corbeaux" und "The Petards" beim Gruppenfoto nach einem gemeinsamen Auftritt in
Meschede.
Die Musiker von links nach rechts:
1. Paul Brachthäuser (Les Corbeaux), 2. Klaus Ebert (The Petards), 3. Horst Ebert (The Petards),
4. Fan, 5. Roger Waldmann (The Petards), 6. Toni Milerski (Les Corbeaux), 7. Fan, 8. Peter Teipel
(Les Corbeaux), 9. Fan, 10. Herbert Nölke (Les Corbeaux), 11. Arno Dittrich (The Petards), 12. Fan,
13. Wolfgang Klimpel (Les Corbeaux), 14. und 15. Fan, 16. Klaus Langner (Les Corbeaux), 17. bis

19. Fan

Les Corbeaux
"Les Corbeaux" bei einem Auftritt in Fretter
v. l. Hubertus Biermann, Wolfgang Klimpel, Herbert Nölke

Horst Ebert (The Petards) und Peter Teipel (Les Corbeaux)
Horst Ebert (The Petards) und Peter Teipel (Les Corbeaux)

Roger Waldmann (The Petards) und Peter Teipel (Les Corbeaux)
Roger Waldmann (The Petards) und Peter Teipel (Les Corbeaux)

Bärbel Langner und Roger Waldmann (The Petards)
Bärbel Langner, die Frau des Les Corbeaux-Sängers Klaus Langner, lässt sich von Roger Waldmann
(The Petards) ein Autogramm geben.

The Petards in Meschede
The Petards beim Auftritt in Meschede
v. l. Roger Waldmann, Arno Dittrich (Schlagzeug), Klaus Ebert, Horst Ebert

Roger Waldmann (The Petards)
Roger Waldmann

The Petards in Meschede
The Petards live in Meschede


Sogar ein Firmenstempel war vorhanden - und existiert heute noch immer

Anekdoten:
Da wir uns seinerzeit von den anglo-amerikanischen Namensgebungen etwas absetzen wollten, waren wir auf der Suche nach einem französischen Namen. Damals haben wir „am Städtischen“ in Attendorn gerade das Gedicht "Le Corbeau et le Renard" von La Fontaine lernen müssen. Da einer unserer Plakatdrucker Hermann (bei Nübold) zudem einen Raben als Plakat-Logo anbieten konnte, aber keinen Fuchs, entschieden wir uns schliesslich für „Corbeaux“ (Wolfgang Klimpel).

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Kurios: in der Erstauflage der Broschüre „Beat & Rock im Kreis Olpe“ taucht der Gitarrenbauer Willy Hödl auf. Der ist verantwortlich dafür, dass ich Mitglied von "Les Corbeaux" wurde. Bei ihm habe ich mir nämlich eine (Semi-Akustic-) Gitarre gekauft, die auch einen Tonabnehmer hatte. Damit bin ich auf Einladung von Martin Hömberg und Hubertus Biermann zum Üben ins Jugendheim gegangen. Ich spielte noch keinen einzigen Akkord, und nicht nur deshalb ließ man mich es gar nicht erst versuchen: elektrische Gitarren waren knapp. Also setzte ich mich mal versuchsweise ans Schlagzeug und Karl-Heinz Bongen spielte meine Gitarre. Ich muss wohl, obwohl blutiger Anfänger an den Drums, auf Anhieb überzeugt haben: seitdem blieb ich dran. (Herbert Nölke)

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Nachdem wir (Les Corbeaux) die offizielle Sauerland-Ausscheidung zur "Deutschen Beat-Meisterschaft 1968" gewonnen hatten, wurden wir von dem Kölner Konzertveranstalter Jonny Bernstein als Vorgruppe zu einem Konzert der legendären "Lords" in Kierspe verpflichtet.

Die Lords, damals unbestritten die Nr. 1 in Deutschland, hatten schon ein halbes Dutzend Titel in den Hitparaden gelandet (z.B. Shakin’ All Over, Poor Boy, Gloryland, Good Side of June, usw.) und wir waren ganz schön happy, dass der Name "Les Corbeaux" mit auf den Plakaten der Lords prangte.

Die Anlage der Lords stand bereits als wir ankamen und unser (wesentlich bescheideneres) Equipment davor aufbauen wollten. Dann aber fuhren die Lords viel früher als erwartet am Bühneneingang zur Halle vor; jeder der fünf Musiker in einem weißen Mercedes-Benz mit Berliner Kennzeichen (the show must go on). Sie kamen hinter die Bühne und teilten uns unmissverständlich mit, dass sie ihre Tour geändert hätten und vor uns spielen müssten!

Dass wir davon nicht erbaut waren, kann sich jeder vorstellen. Denn wir waren uns sicher, nach den Lords keinen "Blumentopf mehr gewinnen" zu können. Nachdem dann die Berliner Jungs (nach einigen Zugaben) die Bühne verlassen hatten, gingen wir mit gemischten Gefühlen "ans Werk"!

Doch dann geschah das fast Unglaubliche: die Fans, damals von Live- Konzerten noch nicht allzu verwöhnt, waren durch die Lords so aufgepuscht und in guter Stimmung, dass wir total leichtes Spiel hatten. Die Euphorie hatte die jugendlichen Zuhörer in Kierspe so sehr gepackt, dass sie bei dem Auftritt der Corbeaux auf Tischen und Stühlen tanzten!

Somit hatten wir die Lords zu unserer Einheizband degradiert und es wurde für die "Raben" ein unvergessliches Erlebnis!

Fazit: "Es geht doch nichts über eine gute Vorgruppe!"

(Peter "James" Teipel)
Peter Teipel (Les Corbeaux)

Verstärkertechnik bei den Les Corbeaux