THE EARLS (1967-1968 „The crazy rhythm boys“)
Copyright an allen Texten und Fotos, soweit nicht anders angegeben, by Horst Normann

Ich kann mich daran erinnern, dass wir im Herbst 1966 in Biggen auf der Biggebrücke standen. Friedhelm Gittel hatte ein Kofferradio dabei. Wir hörten, wie so oft an diesem Platz, Musik. An diesem Tag wurden Titel von den Beatles und Rolling Stones vorgestellt. Die Musik war so anders. Wir kannten Elvis, Cliff Richard und Bill Haley. Aber Beat Bands und Beat Musik ? So etwas wollten wir auch machen. Im Fernsehen gab es dann jeden Samstag Beat Club. Pünktlich zum Sendebeginn saßen wir irgendwo vor dem Fernseher. Dort konnte man sehen, was man als Beatmusiker brauchte und wie viel Leute es sein konnten.
Wir beschlossen dann auch eine Band zu gründen und teilten die zu spielenden Instrumente auf 5 Personen auf. Wir hatten fast nichts. Anfang 1967 wurde es ernst. Ich, Horst Normann, wurde Schlagzeuger, hatte aber keins. Ich kaufte mir zuerst ein Hi-Hat Becken und eine Trommel. Eine gebrauchte Fußpauke kaufte ich für 10 DM einem Maler, der auch Musik machte, aus dem Schwalbenohl ab.Ich brauchte ja auch noch Geld für die ersten Lifekonzerte von The Who, Rolling Stones u.s.w.

Ticket Rolling Stones 1967 Dortmund

Ticket The Who1967 Siegerlandhalle Siegen

Horst Normann am Schlagzeug
Horst Normann mit seinem ersten Schlagzeug.

Im Dezember 1967 bestellte ich mir auf Abzahlung bei der Fa. Lindberg ein Stand Tom Tom und ein Jazzbecken von Sonor.

Rechnung Musikhaus Lindberg
Originalrechnung vom Musikhaus Ernst Lindberg, München

Bruno Normann hatte schon eine Gitarre und konnte schon einigermaßen spielen. Er konnte auch Trompete und Keyboard spielen. Er übte sehr viel. Jürgen Keil war ebenfalls Gitarrenbesitzer mit Erfahrung und wurde Rhythmusgitarrist. Friedhelm Gittel, den wir zum Bassspieler bestimmten, hatte Null-Ahnung vom Bass spielen. Er konnte sich aber sofort einen Bass kaufen und, obwohl nicht sehr musikalisch, brachte er sich einige Bassläufe bei. Als Sänger wurde Roland Laig ausgesucht. Er spielte kein Instrument konnte aber etwas englisch und ein bisschen singen. Er war Schüler im „Maria Königin“ in Altenhundem. Die Band stand.

The Crazy Rhythm Boys
Von links nach rechts: Jürgen Keil, Roland Laig, Horst Normann, Friedhelm Gittel, Bruno Normann

Wir übten zuerst über einem Stall auf einem Dachboden. Ein altes Radio war unser Gitarrenverstärker. Es passte aber nicht viel zusammen. Sehr oft gingen wir auch ins Hotel Haus Biggen wo die noch Älteren auch hingingen und Rock`n Roll Musik hörten. Dort gab es nämlich eine Musikbox. Wir wählten auf der Box sehr oft „Fortune Teller“ von den Rolling Stones. Dem Hotelbesitzer Siegfried Schneidersmann erzählten wir von unserer Bandgründung.
Er war früher selbst Berufsmusiker und bot uns an, mit uns einige Stücke einzuüben.
Wir nahmen die Einladung an und schleppten unsere Instrumente in sein Hotel auf die überdachte Terrasse. Mir brachte er erst mal die Grundlagen des Trommelns bei. Da ich die meisten Platten besaß und Stones Fan war schlug ich vor, zuerst den Titel „Tell me“ von den Rolling Stones einzuüben. Dieses klappte unter der Anleitung von Herrn Schneidersmann ganz gut. Nachdem wir musikalisch „geschult“ waren, kamen noch diverse Titel hinzu.
Wir waren bereit für unseren ersten öffentlichen Auftritt.
Zwischendurch hatten wir uns mit finanzieller Hilfe eines älteren Bekannten einen Dynacord Verstärker zugelegt. Wir hatten in „Onkel Toms Hütte“ in Listerscheid- Mühlhofe angefragt, ob wir abends mal Musik für die Öffentlichkeit machen könnten. In dem Laden wurde schon jahrelang Musik zum Tanzen gemacht. Die Sache ging in Ordnung.

Wir hatten aber noch keinen Bandnamen. Es wurde viel diskutiert. Unser Musiklehrer Herr Schneidersmann meinte, wir machten verrückte Musik und sollten uns „The crazy Rhythm Boys“ nennen. So geschah es.

Der Vater von Jürgen Keil mit Privat PKW und von Roland Laig mit Firmen VW-Bus fuhren uns dann mit Instrumente und Anlagen zum Auftritt. Wir hatten ca. 15 Stücke drauf und spielten einige auch 2 oder 3 mal. Wir spielten Titel von den Stones, Kinks, Rattles, Lords, Beatlles, Animals, Rackets, Spotnicks, Chuck Berry u.s.w nach. U. a. auch „Butterfly“ von Daniel Gerard und „These boots are made for walking“ von Nancy Sinatra. “Skinni minni” von Tony Sheridan und „Sha la lala le“ von den Small Faces konnten wir sehr gut. Übrigens war ich auch beim Konzert von T. Sheridan and the big six in der alten Attendorner Schützenhalle dabei. Grandios. Wir bekamen Abendessen und Getränke frei und DM 20.- für alle. Wir haben dann sehr oft in „Onkel Toms Hütte„ gespielt.

Auftritt in Onkel Toms Hütte
Bild: Auftritt in „Onkel Tom's Hütte“ 1967:
v.l: Roland Laig, Jürgen Keil, Bruno Normann, Friedhelm Gittel, Horst Normann.

Auftritt in Onkel Toms Hütte

Auftritt in Onkel Toms Hütte

Gespielt haben wir anfangs auch im Jugendheim in Neu- Listernohl, in Heggen in der Gaststätte Kaiser, in der Disco Büchner in Attendorn und bei Schulfesten. Auch in der Olper Stadthalle beim Beatwettstreit waren wir dabei.

Horst Normann am Schlagzeug.

Horst Normann am Schlagzeug.

Horst Normann am Schlagzeug.
Horst Normann am Schlagzeug.


Die Proben bei Herrn Schneidersmann, so meinten wir ,hatten wir dann nicht mehr “nötig“. Anfang 1969 hörte Roland Laig als Sänger auf. Er fuhr zur See. Er wurde danach kurzzeitig von Manfred Schön ersetzt. Ein guter Fußballer beim SV Heggen. Nur mit dem Proben in der Band hatte er es nicht so. Danach wurde Joachim Eckhard aus Plettenberg unser Sänger. Ich weiß gar nicht mehr genau wo wir ihn kennen gelernt haben. Ich glaube er kam mal zu uns in den Proberaum, weil wir einen neuen Sänger suchten und er davon gehört hatte. Er war bestimmt 6 Jahre älter als wir und Eddy Cochran und Buddy Holly Fan. Wir änderten etwas unsere Musikrichtung und legten uns einen neuen Bandnamen zu.


THE EARLS

Im sogenannte „großen Haus“ in Biggen besetzten wir einen leerstehenden Kellerraum und dämmten die Wände und bauten ein Schlagzeugpodest ein. So entstand unser eigener Probe- und Partyraum. Wir brachten uns die Stücke jetzt alle selber bei. Oft kamen Attendorner zu uns und hörten bei den Proben zu. Einige mal haben wir auch in der Dünscheder Schützenhalle mit Peter Teipel geprobt. Ich selbst habe damals in Plettenberg gearbeitet.
Peter Hagen, ein Arbeitskollege von mir, hat in der Freizeit viel Jugendarbeit gemacht. Durch ihn und den neuen Plettenberger Sänger bekamen wir öfter Auftritte im Märkischen Raum.
Wir haben oft in der PTV-Halle in Plettenberg. und in Eiringhausen gespielt. Oft sind wir auch in Neuenrade im „Kaisergarten“ zusammen mit den dort sehr bekannten „Nutrockers“ aufgetreten.

Im Proberaum

The Earls im Proberaum
v.l: F.Gittel, J. Eckhard, H. Normann, B. Normann.


v.l: Horst, Friedhelm, Joachim, Bruno

The Earls im Proberaum
v.l: Horst, Joachim

1972 ging Friedhelm Gittel zur Handelsmarine und etwas später ich zur Technikerschule nach Osnabrück. Die Band löste sich auf.

Ich habe dann noch mit Horst Schröder aus Attendorn und Jupp van Jo, einem in Plettenberg wohnenden Holländer, der in Plettenberg-Ohle ein Hotel besaß, einige Jahre Tanzmusik gemacht.

Wir haben damals sogar die Geschwister Leißmann beim Hafenkonzert in Duisburg begleitet .
Kam sogar im Radio. Mein Bruder Bruno macht bis heute noch in wechselnder Besetzung Tanzmusik. Ab und zu lassen wir noch bei privaten Festen unser „Können“ aufblitzen
Wir sind übrigens alle Fans der legenderen „Firebirds“ und die Oldie Veranstaltungen in Bilstein gehören fest in unseren Terminkalender.
Als Zuhörer und Mittänzer.


Aufgeschrieben im Januar 2010 von Horst Normann